01.05.2015

+++ Okay, "Durchstarten" sieht anders aus... Aber sobald ich wieder mal Zeit ab, berichte ich von einem neuen Buch! +++

Donnerstag, 20. März 2014

Die Auswahl - Cassia & Ky (1) - von Ally Condie


"Jetzt, wo ich herausgefunden habe, wie ich fliegen kann, welche Richtung soll ich da nehmen hinaus in die Nacht?"

Inhalt:
Die 17-jährige Cassia Reyes lebt in einer perfekten Gesellschaft, die ihr ein absolut sicheres und gesundes Leben garantiert. Von der Geburt bis zum Tod (im Alter von 80 Jahren) ist alles geplant und mit optimalsten Bedingungen verknüpft.
Natürlich muss man sich, um all diese Vorteile nutzen zu können, dem Gesetz beugen und somit unter anderem akzeptieren, wen man zu lieben hat, um die besten Voraussetzungen für gesunden Nachwuchs zu erhalten.
Die Geschichte beginnt damit, dass für Cassia nun der Tag der Paarung eingetroffen ist und zu ihrem Erstaunen ist ihr bester Freund Xander vom System für sie bestimmt worden. Durch einen technischen Defekt entdeckt Cassia jedoch nicht Xanders Bild auf dem feierlich überreichten Mikrochip, sondern das von Ky – einer Aberration (ein Mensch, der in der Gesellschaft als weniger wertvoll angesehen wird und schwere, körperlich anstrengende Arbeit zum Wohl der Allgemeinheit verrichten muss).
Sie wird misstrauisch und neugierig und es stellt sich ihr die Frage, ob die Gesellschaft tatsächlich entscheiden kann, wen sie lieben soll.
Das System macht schließlich keine Fehler… Oder?


Meine Meinung
Idee/Umsetzung

Die Autorin Ally Condie beschreibt in „Die Auswahl“ eine sehr detaillierte dystopische Gesellschaft, die den Leser, meiner Meinung nach, keine Sekunde daran zweifeln lässt, dass sie real sein könnte.
Und neben dieser Beschreibung schafft sie es, uns gleichzeitig in das Gefühlschaos der 17jährigen Cassia Reyes zu stürzen, die eine spannende Entwicklung durchmacht, nachdem der Mikrochip ihres Partners ein anderes Bild anzeigt.
Cassia wird nämlich vom braven System-Mädchen zu einer Rebellin, die das streng diktatorische System hinterfragt und sich letztendlich auch dagegen wehrt, um frei wählen zu können, wen sie liebt. Und das ist nicht gerade einfach, da die neue Gesellschaft jeden Schritt ihrer Bevölkerung kontrolliert. Von Terminals, die in jedem Haus installiert sind, hin zu Fitnessprogrammen, die die Kalorienauf- sowie Abnahme kontrollieren, hin zu dem festgelegten Datum des eigenen Todes, wird in diesem System nichts dem Zufall überlassen.
Die Idee einer solch kontrollierenden Gesellschaft ist nicht wirklich neu, begegnet uns sowas auch schon in Büchern wie „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins oder auch in „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley. Wie Ally Condie uns diese Welt aber in den Gedanken eines Mädchens vermittelt, das zunächst mit Leib und Seele hinter der Gesellschaft steht, später aber das Vertrauen in das große Ganze verliert, ist wirklich besonders, denn Cassia, soviel steht fest, lässt sich von Anfang an gern haben und ich, für meinen Teil, fühlte bei allem, was ihr widerfahren ist, mit ihr mit.
Alles in allem wird uns hier ein interessantes Thema geliefert, verpackt in einer Dreiecksbeziehung, in der die Protagonistin der Geschichte vor die Wahl gestellt wird zwischen dem, was die Allgemeinheit für richtig hält und ihrem eigenen Willen.

Schreibstil

Mir gefällt Ally Condies Schreibstil sehr gut, da sie komplizierte Satzstellungen vermeidet und man der Geschichte ohne Verständnisschwierigkeiten folgen kann. Es entsteht gleichzeitig auch nicht der Eindruck, als sei dieses Buch ausschließlich für junge Leser geschrieben (ähnlich, wie es auch bei „Die Tribute von Panem“ der Fall ist), denn Cassia erlebt mit ihren 17 Jahren vieles, was sie geistlich reifen lässt, da sie ihre Naivität im Verlauf der Geschichte nach und nach verliert.
Da wir alle Geschehnisse aus Cassias Sicht erfahren, verstärkt sich dieser Eindruck, meiner Meinung nach, umso mehr.
Altersunabhängig bin ich mir sicher, dass der ein oder andere Fantasy- und/oder Dystopie-Fan hier eine spannend erzählte Geschichte vorfinden wird, in der die Liebesbeziehung der Protagonisten teilweise an zweite Stelle rutscht, da die Welt um sie herum einfach unglaublich interessant und, durch Ally Condies abwechslungsreiche Wortwahl, fast beängstigend real wirkt.

Charaktere

Ich finde, dass man sich, sobald man in die Geschichte eintaucht, augenblicklich mit Cassia anfreunden kann. Sie wird sehr lebendig beschrieben und man hat nach einer Zeit tatsächlich Lust, sich ihrer Rebellion gegen das System anzuschließen. Genau so ist es mit Ky, dem Jungen, der sich so von dem Rest der Bevölkerung unterscheidet. Er ist interessant und geheimnisvoll und je mehr man von ihm erfährt, desto trauriger macht einen seine furchtbare Vergangenheit.
Anders sieht es leider mit Xander aus. Er ist der beste Freund von Nebenan, seit Kindheitstagen, für den jetzt plötzlich romantische Gefühle entwickelt werden müssen. Auch er hat eine kleine Geschichte zu erzählen, bleibt aber ansonsten ein ziemlich flach beschriebener Charakter. Ich hätte mir gewünscht, dass es auch in seiner Vergangenheit tiefere Ereignisse gibt, oder das sich wenigstens in der Zukunft welche entwickeln, damit einem die Wahl zwischen Xander und Ky auch tatsächlich schwer fällt.
Zu den restlichen Charakteren (Familie, Funktionäre, etc.) gibt es nicht allzu viel zu sagen, sie sind jedoch wichtig, da sie Cassia dabei helfen, ihre Weltanschauung zu hinterfragen.

Cover/Gestaltung

Das Cover von „Die Ankunft“ passt perfekt zu der im Buch erzählten Geschichte. Unsere Protagonistin befindet sich in einer sicheren Welt (symbolisiert durch die Blase, in der sich das Mädchen befindet), die ihr zwar Schutz bietet, sie aber gleichzeitig auch einengt. Das grüne Kleid, das das Mädchen trägt, deutet darauf hin, dass es sich hier um die Person Cassia Reyes handelt, da diese sich zu ihrem Paarungsbankett ein grünes Kleid ausgesucht hat, das in seiner Farbe und Form einzigartig war (jedes Mädchen darf sich für diesen besonderen Anlass besonders kleiden und sich somit vom Rest der Bevölkerung unterscheiden. Normalerweise trägt jeder die gleiche Kleidung.). Grün steht hier außerdem für die Hoffnung aber auch Zufriedenheit, die Cassia Anfangs noch empfindet, da sie hinter dem System steht und nicht daran zweifelt, dass es jemals Fehler machen oder sie gefährden würde.
Vergleicht man nun das Cover des ersten Buches mit dem zweiten und dritten, fällt sofort auf, dass Cassia aus der Blase ausbricht und diese nun in Scherben zurückbleibt.
In „Die Flucht“ trägt sie blaue Kleidung, was wohl mit dem Streben nach der Unendlichkeit und Freiheit zusammenhängt (z.B. der Himmel weckt das Gefühl von Freiheit, das blaue Meer ist unendlich aber auch gefährlich, etc.). Sie flüchtet vor dem System, um mit ihrer frei erwählten Liebe zusammen sein zu können und lässt ihr altes Leben hinter sich, in der Hoffnung, neues Glück zu finden. Doch natürlich versucht das System, sie zu fangen und nun auch zu töten.
Im letzten Band der Trilogie ist Cassias Kleid rot und sie ist endgültig aus der Blase heraus. Rot, die Farbe der Aggression, der Leidenschaft und des Feuers lässt uns also darauf schließen, dass es im letzten Teil zum ultimativen Kampf um die Selbstbestimmung des Einzelnen und die Liebe zueinander geht.
Mit der Wahl der Cover wird dem Leser also bereits im Vorfeld suggeriert, in welche Richtung sich jeder Band entwickelt und ich persönlich finde, dass dies wirklich super geklappt hat.

Fazit

Nach „Harry Potter“ und „Die Tribute von Panem“ war ich sehr froh, ein weiteres mehrbändiges Werk zu finden, das mich so in den Bann ziehen konnte. Eine schön erzählte, spannende Geschichte zum Thema Dystopie und Liebe in drei Bänden. Wobei ich hier an dieser Stelle darauf hinweisen muss, dass ich Teil eins zwar sehr gelungen fand, Teil zwei hingegen schrecklich langweilig war. Er zog sich unheimlich hin. Es passierte lange nichts und wenn etwas passierte, war es schnell wieder vorbei. Leider musste ich mich mehrmals zwingen den zweiten Teil weiter zu lesen, um ihn dann tatsächlich zu beenden.
Aber dennoch: wer Teil eins gelesen hat, will und muss wissen, wie die Geschichte um Cassia und Ky ihr Ende findet.
Wer Lust darauf hat, in eine neue Welt einzutauchen, dem wird das mit „Die Auswahl“ gelingen. Und wer es bis zur „Ankunft“ aushält, der wird mit einer Trilogie belohnt, die „Die Tribute von Panem“ vielleicht nicht übertrifft, aber uns dennoch in eine neue Welt entführen kann, in der man sich gegen die Gesellschaft stellen muss, um man selbst zu sein.



5 von 5 Tintenfäßchen :)