"Jetzt,
wo ich herausgefunden habe, wie ich fliegen kann, welche Richtung
soll ich da nehmen hinaus in die Nacht?"
Inhalt:
Die
17-jährige Cassia Reyes lebt in einer perfekten Gesellschaft, die
ihr ein absolut sicheres und gesundes Leben garantiert. Von der
Geburt bis zum Tod (im Alter von 80 Jahren) ist alles geplant und mit
optimalsten Bedingungen verknüpft.
Natürlich
muss man sich, um all diese Vorteile nutzen zu können, dem Gesetz
beugen und somit unter anderem akzeptieren, wen man zu lieben hat, um
die besten Voraussetzungen für gesunden Nachwuchs zu erhalten.
Die
Geschichte beginnt damit, dass für Cassia nun der Tag der Paarung
eingetroffen ist und zu ihrem Erstaunen ist ihr bester Freund Xander
vom System für sie bestimmt worden. Durch einen technischen Defekt
entdeckt Cassia jedoch nicht Xanders Bild auf dem feierlich
überreichten Mikrochip, sondern das von Ky – einer Aberration (ein
Mensch, der in der Gesellschaft als weniger wertvoll angesehen wird
und schwere, körperlich anstrengende Arbeit zum Wohl der
Allgemeinheit verrichten muss).
Sie
wird misstrauisch und neugierig und es stellt sich ihr die Frage, ob
die Gesellschaft tatsächlich entscheiden kann, wen sie lieben soll.
Das
System macht schließlich keine Fehler… Oder?
Meine Meinung
Idee/Umsetzung
Die
Autorin Ally Condie beschreibt in „Die Auswahl“ eine sehr
detaillierte dystopische Gesellschaft, die den Leser, meiner Meinung
nach, keine Sekunde daran zweifeln lässt, dass sie real sein könnte.
Und
neben dieser Beschreibung schafft sie es, uns gleichzeitig in das
Gefühlschaos der 17jährigen Cassia Reyes zu stürzen, die eine
spannende Entwicklung durchmacht, nachdem der Mikrochip ihres
Partners ein anderes Bild anzeigt.
Cassia
wird nämlich vom braven System-Mädchen zu einer Rebellin, die das
streng diktatorische System hinterfragt und sich letztendlich auch
dagegen wehrt, um frei wählen zu können, wen sie liebt. Und das
ist nicht gerade einfach, da die neue Gesellschaft jeden Schritt
ihrer Bevölkerung kontrolliert. Von Terminals, die in jedem Haus
installiert sind, hin zu Fitnessprogrammen, die die Kalorienauf-
sowie Abnahme kontrollieren, hin zu dem festgelegten Datum des
eigenen Todes, wird in diesem System nichts dem Zufall überlassen.
Die
Idee einer solch kontrollierenden Gesellschaft ist nicht wirklich
neu, begegnet uns sowas auch schon in Büchern wie „Die Tribute von
Panem“ von Suzanne Collins oder auch in „Schöne neue Welt“ von
Aldous Huxley. Wie Ally Condie uns diese Welt aber in den Gedanken
eines Mädchens vermittelt, das zunächst mit Leib und Seele hinter
der Gesellschaft steht, später aber das Vertrauen in das große
Ganze verliert, ist wirklich besonders, denn Cassia, soviel steht
fest, lässt sich von Anfang an gern haben und ich, für meinen Teil,
fühlte bei allem, was ihr widerfahren ist, mit ihr mit.
Alles
in allem wird uns hier ein interessantes Thema geliefert, verpackt in
einer Dreiecksbeziehung, in der die Protagonistin der Geschichte vor
die Wahl gestellt wird zwischen dem, was die Allgemeinheit für
richtig hält und ihrem eigenen Willen.
Schreibstil
Mir gefällt Ally Condies Schreibstil sehr gut, da sie komplizierte Satzstellungen vermeidet und man der Geschichte ohne Verständnisschwierigkeiten folgen kann. Es entsteht gleichzeitig auch nicht der Eindruck, als sei dieses Buch ausschließlich für junge Leser geschrieben (ähnlich, wie es auch bei „Die Tribute von Panem“ der Fall ist), denn Cassia erlebt mit ihren 17 Jahren vieles, was sie geistlich reifen lässt, da sie ihre Naivität im Verlauf der Geschichte nach und nach verliert.
Da
wir alle Geschehnisse aus Cassias Sicht erfahren, verstärkt sich
dieser Eindruck, meiner Meinung nach, umso mehr.
Altersunabhängig
bin ich mir sicher, dass der ein oder andere Fantasy- und/oder
Dystopie-Fan hier eine spannend erzählte Geschichte vorfinden wird,
in der die Liebesbeziehung der Protagonisten teilweise an zweite
Stelle rutscht, da die Welt um sie herum einfach unglaublich
interessant und, durch Ally Condies abwechslungsreiche Wortwahl, fast
beängstigend real wirkt.
Charaktere
Ich
finde, dass man sich, sobald man in die Geschichte eintaucht,
augenblicklich mit Cassia anfreunden kann. Sie wird sehr lebendig
beschrieben und man hat nach einer Zeit tatsächlich Lust, sich ihrer
Rebellion gegen das System anzuschließen. Genau so ist es mit Ky,
dem Jungen, der sich so von dem Rest der Bevölkerung unterscheidet.
Er ist interessant und geheimnisvoll und je mehr man von ihm erfährt,
desto trauriger macht einen seine furchtbare Vergangenheit.
Anders
sieht es leider mit Xander aus. Er ist der beste Freund von Nebenan,
seit Kindheitstagen, für den jetzt plötzlich romantische Gefühle
entwickelt werden müssen. Auch er hat eine kleine Geschichte zu
erzählen, bleibt aber ansonsten ein ziemlich flach beschriebener
Charakter. Ich hätte mir gewünscht, dass es auch in seiner
Vergangenheit tiefere Ereignisse gibt, oder das sich wenigstens in
der Zukunft welche entwickeln, damit einem die Wahl zwischen Xander
und Ky auch tatsächlich schwer fällt.
Zu
den restlichen Charakteren (Familie, Funktionäre, etc.) gibt es
nicht allzu viel zu sagen, sie sind jedoch wichtig, da sie Cassia
dabei helfen, ihre Weltanschauung zu hinterfragen.
Cover/Gestaltung
Das
Cover von „Die Ankunft“ passt perfekt zu der im Buch erzählten
Geschichte. Unsere Protagonistin befindet sich in einer sicheren Welt
(symbolisiert durch die Blase, in der sich das Mädchen befindet),
die ihr zwar Schutz bietet, sie aber gleichzeitig auch einengt. Das
grüne Kleid, das das Mädchen trägt, deutet darauf hin, dass es
sich hier um die Person Cassia Reyes handelt, da diese sich zu ihrem
Paarungsbankett ein grünes Kleid ausgesucht hat, das in seiner Farbe
und Form einzigartig war (jedes Mädchen darf sich für diesen
besonderen Anlass besonders kleiden und sich somit vom Rest der
Bevölkerung unterscheiden. Normalerweise trägt jeder die gleiche
Kleidung.). Grün steht hier außerdem für die Hoffnung aber auch
Zufriedenheit, die Cassia Anfangs noch empfindet, da sie hinter dem
System steht und nicht daran zweifelt, dass es jemals Fehler machen
oder sie gefährden würde.
Vergleicht
man nun das Cover des ersten Buches mit dem zweiten und dritten,
fällt sofort auf, dass Cassia aus der Blase ausbricht und diese nun
in Scherben zurückbleibt.
In
„Die Flucht“ trägt sie blaue Kleidung, was wohl mit dem Streben
nach der Unendlichkeit und Freiheit zusammenhängt (z.B. der Himmel
weckt das Gefühl von Freiheit, das blaue Meer ist unendlich aber
auch gefährlich, etc.). Sie flüchtet vor dem System, um mit ihrer
frei erwählten Liebe zusammen sein zu können und lässt ihr altes
Leben hinter sich, in der Hoffnung, neues Glück zu finden. Doch
natürlich versucht das System, sie zu fangen und nun auch zu töten.
Im
letzten Band der Trilogie ist Cassias Kleid rot und sie ist endgültig
aus der Blase heraus. Rot, die Farbe der Aggression, der Leidenschaft
und des Feuers lässt uns also darauf schließen, dass es im letzten
Teil zum ultimativen Kampf um die Selbstbestimmung des Einzelnen und
die Liebe zueinander geht.
Mit
der Wahl der Cover wird dem Leser also bereits im Vorfeld suggeriert,
in welche Richtung sich jeder Band entwickelt und ich persönlich
finde, dass dies wirklich super geklappt hat.
Fazit
Nach
„Harry Potter“ und „Die Tribute von Panem“ war ich sehr froh,
ein weiteres mehrbändiges Werk zu finden, das mich so in den Bann
ziehen konnte. Eine schön erzählte, spannende Geschichte zum Thema
Dystopie und Liebe in drei Bänden. Wobei ich hier an dieser Stelle
darauf hinweisen muss, dass ich Teil eins zwar sehr gelungen fand,
Teil zwei hingegen schrecklich langweilig war. Er zog sich unheimlich
hin. Es passierte lange nichts und wenn etwas passierte, war es
schnell wieder vorbei. Leider musste ich mich mehrmals zwingen den
zweiten Teil weiter zu lesen, um ihn dann tatsächlich zu beenden.
Aber
dennoch: wer Teil eins gelesen hat, will und muss wissen, wie die
Geschichte um Cassia und Ky ihr Ende findet.
Wer
Lust darauf hat, in eine neue Welt einzutauchen, dem wird das mit
„Die Auswahl“ gelingen. Und wer es bis zur „Ankunft“ aushält,
der wird mit einer Trilogie belohnt, die „Die Tribute von Panem“
vielleicht nicht übertrifft, aber uns dennoch in eine neue Welt
entführen kann, in der man sich gegen die Gesellschaft stellen muss,
um man selbst zu sein.
5 von 5 Tintenfäßchen :)
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